Page 49 - Konsens 2015
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FORUM
Die Initiatorin mit der DAB-Vorsitzenden a. D. Prof. Dr. Elisabeth de Sotelo Die Preisträgerinnen der vergangenen Jahre
le des Lebens zu bewältigen. [Die zeitwei- se Wahrnehmung von familienfreundlichen Arbeitsformen stellte nicht länger ein Kar- rierehindernis dar – und wurde auch für Männer attraktiv. Vorbilder zeigten erfolg- reich neue Wege auf.]
Fünftens rundete die Erkenntnis, dass in der Unternehmensorganisation nicht alles beim Alten bleiben konnte, den Aufbruch in die Zukunft ab. Ausschreibungstexte, Aufgaben- und Leistungsbeschreibungen und der Organisationsablauf insgesamt wur- den im Hinblick auf – auch für den Betrieb – nachteilige Verzerrungen [etwa durch ‚genderblindness‘] überprüft, modernisiert und transparenter gemacht.
Ein hoher Wert wurde zudem auf die Ver- änderungsbereitschaft von Führungskräf- ten gelegt.
Auf diese Weise öffneten sich die Unter- nehmenskulturen nicht nur für Frauen in Führungspositionen, sondern generell für Vielfalt der Beschäftigten auf allen Hierar- chieebenen.
Zentrale Produktionsabläufe wurden etwa aufgrund neuer Fertigungstechnologien – wie dem 3D-Druck – durch kleine dezen- trale Produktionsstätten ersetzt. Überall in der Welt druckten 3D-Copy-Center Autotei- le nach den Wünschen ihrer Kund*innen aus und stöpselten sie in kurzer Zeit zusam- men. [..Erste Chassis waren auf diese Weise auch schon vor 2015 hergestellt worden.]
Verkehrsmittel wie Züge, LKWs und Autos wurden automatisiert und benötig-
ten keine Fahrer mehr. Der vor 100 Jahren bei Männern beliebteste Beruf des Kraft- fahrers verlor seine Bedeutung. [Ähnlich erging es den Mechatronikern.] In der Folge mussten viele Männer sich neu orientie- ren, neu definieren, neue Werte und Vorbil- der suchen.
Im Zuge der Globalisierung waren Be- schäftigungsmöglichkeiten entstanden, die nicht an Ort und Zeit gebunden – und gen- derunabhängig waren. [Sie erkennen ja bei digitaler Übertragung nicht zwangsläufig, wer auf der anderen Seite tatsächlich sitzt.]
Wissen, Kreativität und ein schneller Zu- gang zu Informationen waren immer noch wichtige Erfolgsfaktoren, aber Team-, Kom- munikations- und Integrationsfähigkeiten auch im Zusammenwirken mit virtuellen Gesprächspartnerinnen und -partner ge- wannen zunehmend an Bedeutung.
Das Führen in divers zusammengesetz- ten Teams setzte sich bis an die Spitze von Unternehmen durch.
III. Veränderungen bei der staatlichen Rahmung und der unternehmeri- schen Organisation von Arbeit
Die Fallen des stereotypen Verhaltens und deren negative Effekte auf die Wettbewerbs- fähigkeit wurden von Staat und Unterneh- men genauso erkannt wie die Gefahren,
die von der tradierten Aufgabenteilung im Haushalt auf den Arbeitsmarkt ausging.
Statt der Versorgerehe wurde staatlicher- seits die partnerschaftliche Aufteilung von Arbeit gefördert. Internationale Vergleichs- studien hatten bereits gezeigt, wie stark In- stitutionen auf eine partnerschaftliche Auf- teilung von Arbeit einwirken können:
Unterschiede im Erwerbsumfang zwi- schen Frauen und Männern waren beson- ders gering in Ländern, in denen Einkom- men individuell besteuert wurde, die Kin- derbetreuung gut ausgebaut war, Männer und Frauen ähnliche Stundenlöhne für gleiche Arbeit bekamen und in denen ega- litäre Geschlechternormen vorherrschten (Hipp/Leutze 2015). Vom Gesetzgeber wurden im Laufe der Jahre entsprechend die Rahmenbedingungen modernisiert.
Erfolgreich war es auf dem Weg ins Jahr 2115, mehr auf Gemeinsamkeiten und we- niger auf Trennendes zu blicken. Auf die gesunde Mischung kommt es an – auch in Führungspositionen!
KONSENS 2015
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Alle Fotos: Agentur Baganz
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