"Putins Russland macht alle, die sich seiner Macht nicht unterwerfen, zu "Faschisten" und rechtfertigt den Krieg in der Ukraine mit einem schrägen Geschichtsbild. Warum glauben so viele Menschen daran?
Wladimir Putin hat nicht den Verstand verloren. Er hat wahrscheinlich auch keinen Gehirntumor, obwohl das in letzter Zeit einige vermutet haben und Psychiater und Lehnstuhl-Psychologen den Geisteszustand des Diktators in den Nachrichten kommentieren. Allerdings lenken diese Spekulationen von dem grundlegenden Umstand ab, dass das aktuelle Vorgehen dieses Tyrannen aus einer russischen Sicht Teil eines größeren logischen Zusammenhangs ist.
Für das Publikum russischer Medien wirken die jüngsten Ereignisse vollkommen akzeptabel. Den russischen Nachrichten zufolge befreien ihre Truppen die Ukraine vom Joch eines Naziregimes und retten die Bewohner des Donbass vor einem Genozid, der von den Ukrainern verübt wird. Nach Angaben des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Lewada haben 68 Prozent der Russen und Russinnen eine positive Einstellung zur "Spezialoperation", und wer würde das nicht so sehen, im Glauben, dass die eigenen Jungs für eine so bedeutende Sache kämpfen? Die Mehrheit unter ihnen bezieht ihre Informationen schließlich von staatlich kontrollierten Medien. [...]"
Die finnisch-estnische Schriftstellerin Sofi Oksanen debütierte 2003 mit dem Roman "Stalins Kühe". Zuletzt ist ihr Buch "Hundepark" bei Kiepenheuer und Witsch erschienen. Ihren Gastbeitrag, erschienen in der Süddeutschen Zeitung (25.03.2022) mit dem Titel "Sofi Oksanen über Putins Diktatur: Ideologisch geschlossen", können Sie hier lesen: www.sueddeutsche.de/kultur/sofi-oksanen-putin-estland-ukraine-sowjetunion-medien-ideologie-1.5554655
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