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Das Thema des diesjährigen Treffens von Pharmazeutinnen aus acht europäischen Ländern könnte nicht besser als in das freundlich-warme Klima Thessalonikis passen. Ausgerichtet wurde der Austausch der Pharmazeutinnen von der Panhellenic Association of Hospital Pharmacists (PEFNI, die in die Universitätsstadt Thesssaloniki, die Königin Nordgriechenlands, wie die Gastgeberin Despoina Makridaki bemerkte, geladen hatte. Die Abendstunden verbrachten die Teilnehmerinnen und Partner in der lebhaften Innenstadt unter freiem Himmel mit gutem Essen, Musik und Wein.

Am Tag informierten sie sich in fünf Vorträgen über das Arbeiten als Apothekerin, angefangen mit Schilderungen von fachlichen Herausforderungen in kleinen Ländern und den Herausforderungen unter Mehrfachbelastung und Diskriminierung zu arbeiten. Es folgten Ausblicke auf eine bessere Arbeitsumgebung, geschaffen durch persönliche Achtsamkeit und durch internationale Anstrengungen, das Arbeitsumfeld für Pharmazeutinnen zu verbessern.  Die Teilnehmerinnen konnten im Anschluss an die Vorträge in Workshops Strategien für eine gute Work-Life-Balance erarbeiten und diskutieren.

Dr. Jana Lass, berichtete von ihrem alltäglichen Leben als Krankenhausapothekerin am Universitätsklinikum Tartu, Estland. Das Land mit 1.2 Millionen Einwohnern hat 19 öffentliche Krankenhäuser mit 6 Krankenhausapothekern, lediglich 20 Absolventinnen und Absolventen pro Jahr im Fach Pharmazie, jedoch -bisher- keine Spezialisierungsmöglichkeit für Krankenhauspharmazie vor Ort. Lass selbst hat ihren Master in Hospital Pharmacy in Belfast gemacht, was nur mit finanzieller Unterstützung ihrer Familie möglich war. Deshalb war es ihr sehr wichtig, diesen Studiengang auch in Estland einzurichten: Denn Nachwuchs ist dringend nötig für ihren „24/7“ Einsatz im Klinikum, wie sie selbst sagt. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass seit September 2024 nun ein Online-Studiengang für Krankenhauspharmazie existiert. Dafür ist sie nun auch als unbezahlte Programmdirektorin   tätig. Trotzdem findet sie noch Zeit für ihr Lieblingskind, die pädiatrische Pharmazie. Lass ist seit 2013 Mitglied des European Medicines Agency’s Paediatric Committee (PDCO). Mit Hilfe eines Pharmaprinters stellt sie in Tartu individuell dosierte kindgerechte Tabletten auf Rezepturbasis her und bringt deren Implementierung im klinischen Bereich voran. Von all diesen Arbeitsfeldern berichtete Lass mit großer Leidenschaft. Ganz kurz erwähnte sie ihre eigene Familie, drei Kinder und ihren Ehemann.

Einen ganz persönlichen Blick warf Tülin Lester auf die Balance zwischen der Arbeit und dem Privatleben. Sie machte ihren Abschluss als Apothekerin in der Türkei in den 90iger Jahren, musste nach ihrem Auswandern ins Vereinigte Königreich (UK) diesen Abschluss noch einmal nach englischem Recht neu erwerben, um dort arbeiten zu können. In ihrem persönlichen Bericht schilderte sie ihren Weg als Apothekenangestellte, sprach über die Schwierigkeiten, die ihr als werdende und berufstätige Mutter begegnet sind und wie sie mit diesen Schwierigkeiten umgegangen ist. Ihre Lebensmaxime „Umarme deinen Schatten, er ist der Beweis für deine Existenz und Sichtbarkeit“ zeugt von der Resilienz, trotz erheblicher Schwierigkeiten ihren beruflichen Weg zu gehen

Dimitra Hadjipavlou-Litina, Professorin für Pharmazeutische Chemie, an der Aristoteles Universität Thessaloniki (AUTH) stellte die Ergebnisse von RESET (Redesigning Equality and scientific excellence together) vor. RESET ist ein von der EU gefördertes Projekt zur „Geschlechtergerechtigkeit an Hochschulen“, an der sich sieben europäische Universitäten im Zeitraum von 2021 bis 2024 beteiligen. (Aus Deutschland ist die Ruhr Universität Bochum dabei. https://www.chancengleich.ruhr-uni-bochum.de/cg/zgb/projekte/reset.html) Zunächst wurde für die AUTH der Ist-Zustand der Gleichstellung nach Fachbereich, Forschungs- und Administrativbereich erhoben. Im Forschungsbereich der AUTH sind die Stellen überwiegend von Männern besetzt. Ausnahmen unter den elf Fakultäten sind Philosophie (Mitarbeiterinnen 62%, Professorinnen 55%) und Pädagogik (Mitarbeiterinnen 62%, Professorinnen 55%). In der Fakultät Gesundheitswissenschaften, zu der die Pharmazie zählt, liegt der Anteil der Mitarbeiterinnen bei 31% und der der Professorinnen bei 24%. Im administrativen Bereich sind überwiegend Frauen beschäftigt. Hadjipavlou-Litina betonte, dass Strategien zur Gleichstellung zwar angedacht sind, doch noch viel zu tun ist, um Geschlechtergerechtigkeit an der AUTH voranzubringen; ganz zu schweigen von wahrgenommener Gewalt, Einschüchterung und Belästigung von Frauen: Es fehlen Regelungen für die Anzeige und Hilfen für die Opfer.  

Dr. Bahija Raimi-Abraham (Professorin für Pharmazie am King´s College London, Vorsitzende des FIPWiSE (International Pharmaceutical Federation Women in Science and Education) machte Hoffnung auf eine weltweite Schaffung positiver Arbeitsumgebungen (PPE=positive practice environment). FIPWiSE wurde 2020 gegründet als Initiative, die globalen Ziele, denen sich FIP verpflichtet fühlt, voranzubringen (https://equityrx.fip.org/fipwise ). FIP Development Goal 10 Equality and Equity (Gleichberechtigung und Gerechtigkeit) ist der Fokus dieser Initiative.  Raimi-Abraham stellte anschaulich die fünf Schlüsselfaktoren für eine positive Arbeitsumgebung vor:

  1. Gleiche finanzielle oder nichtfinanzielle Anreize für gleiche Arbeit
  2. Work Life Balance
  3. Sichere und unterstützende Arbeitsumgebung
  4. Anerkennung der Arbeitsleistung, Weiterbildungsmöglichkeit, Aufstiegsmöglichkeit
  5. Frauenförderung für Führungspositionen

Diese Schlüsselfaktoren mit Leben zu füllen, sollte Aufgabe aller Pharmazeutinnen und Pharmazeuten sein.  Wichtig ist jedoch auch, dass die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft sie kennen und sich für deren Umsetzung stark machen.  Sie ermunterte die Teilnehmerinnen, jeden kleinen Erfolg in Richtung Gleichberechtigung in der Pharmazie zu feiern.

Mach das Gegenteil

Was FIPWiSE global versucht, schlug Tina Karabinski, Psychologin und Doktorandin an der TU Dresden, zur Gestaltung einer positiven Arbeitsumgebung für den persönlichen Arbeitsbereich vor: Ausruhen von der Arbeit. Wichtig seien Pausen nicht nur nach der Arbeit, sondern auch währenddessen, dabei können diese auch sehr kurz sein. Sie müssen gelernt, eingehalten und strukturiert werden, war Karabinskis Botschaft. Vier Aspekte sollten berücksichtigt werden:

  • Distanz zum Arbeitsprozess während der Pause
  • Ausruhen
  • Verantwortung für die Pause
  • Neue Fähigkeiten in der Pause ausprobieren

In anschließenden Workshops konnten die Teilnehmerinnen „pausieren und erholen“ üben. Denn das Training von Ritualen zum Abschalten ist ein Schlüsselfaktor für eine gesunde Relaxationsphase, so Karabinski.

Am Rande des EWPM überraschte Anne Lewerenz (Vertreterin des Deutschen Akademikerinnenbundes im EWPM-Organisationskomitee) eine nie ermüdende und entscheidende Mitgestalterin der bisherigen Treffen Antonie Marqwardt mit einer Ehrenurkunde für langjährige Tätigkeit für dieses besondere Treffen Europäischer Apothekerinnen.

Die Anwesenden freuen sich schon auf das im Herbst 2025 in Wien stattfindende nächste Treffen mit hoffentlich vielen Teilnehmerinnen.

Ulla Holtkamp, Lübeck

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